Donnerstag, Oktober 30, 2008

Mirrors - Spieglein, Spieglein...


USA 2008

+1/2

In Alexander Ajas Film Mirrors kann bereits ein Blick in den Spiegel tödlich enden – nicht nur für Narzissten eine echte Horror-Vorstellung. Mein Text ist als Warnung zu verstehen. Wer daran interessiert ist, liest auf Critic.de weiter.

Dienstag, Oktober 28, 2008

Kurzkritik - Let's Make Money


A 2008

++

Das Timing hätte kaum besser sein können. Pünktlich auf dem (vorläufigen) Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise – und ausgerechnet am Weltspartag – startet Let’s make Money in unseren Kinos. Die Dokumentation des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer folgt der Spur des Geldes im globalen Finanzsystem. Wie schon in We feed the World, wo Wagenhofer die Mechanismen der industriellen Lebensmittelproduktion in einprägsamen Bildern ausstellte, verzichtet er auch dieses Mal auf einen eigenen Kommentar. Stattdessen lässt er Experten (u.a. den Fonds-Manager Mark Mobius), Beteiligte und Opfer zu Wort kommen, um den seiner Meinung nach zerstörerischen Mix aus unreguliertem Kapitalismus und Globalisierung den Spiegel vorzuhalten. Dass er dabei immer nur Ausschnitte präsentiert, die seinem Weltbild vom bösen Finanzsystem zuträglich sind, schmälert allerdings die Glaubwürdigkeit seines sicherlich ehrenwerten Anliegens. So hat für ihn das Zusammenwachsen der Weltwirtschaft größtenteils Schaden angerichtet, egal, ob in Indien, China oder Afrika. Überall zeigt uns Wagenhofer stets die Schattenseiten.

Kapital ist etwas, das gezähmt werden muss. In dieser These will man Wagenhofer angesichts der jüngsten Fehlentwicklungen überhaupt nicht widersprechen, allerdings setzt Let’s make Money weniger auf Information denn auf Polarisierung und Ideologie. Damit eignet sich die Dokumentation eher als Feel-Good-Movie für ein Attac-Treffen, denn als Grundlage eines umsichtigen Diskurses. Dabei wartet der Film durchaus mit eindrucksvollen Passagen auf. Wagenhofer montiert in einer Szene die in den letzten Jahren produzierten Betonwüsten an Spaniens Küste zu einem erschreckenden Mahnmal, das die Exzesse unserer Wirtschaftsordnung beispielhaft aufzeigt. Leider stehen solche Impressionen weitestgehend für sich. Den Anspruch, die Vernetzungen im Weltfinanzsystem offen zu legen, kann Wagenhofer letztlich nicht einlösen.

Erschienen im Smart Investor.

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Nordwand - Gegen jede Vernunft


D/A/CH 2008

+++

Jeder stirbt für sich alleine. Auch in über 3.000 Metern Höhe. Philipp Stölzls Bergsteigerfilm ist ein beklemmendes Dokument des Scheiterns. Meine Kritik zu Nordwand steht bei Critic.de zum Abruf bereit.

Sonntag, Oktober 19, 2008

Die Stadt der Blinden - Weiße Nebelkerzen


KAN/BRA/JPN 2008

+1/2

Als Sehender fällt es einem nicht leicht, sich in die Lage eines blinden Menschen hineinzuversetzen. Sieht er tatsächlich nichts und wenn ja, wie muss man sich dieses „Nichts“ vorstellen? Gemeinhin assoziieren wir Dunkelheit und die Abwesenheit von Licht mit einer Erblindung. In Fernando Meirelles’ (City of God) soziologischem Thriller Die Stadt der Blinden, der auf dem gleichnamigen Roman des portugiesischen Literatur-Nobelpreisträgers José Saramago basiert, lässt sich beides nicht gleichsetzen. Ohne Vorwarnung erkranken darin immer mehr Menschen an einem mysteriösen Augenleiden, das sich wie eine Epidemie auszubreiten droht.

Jeder, der von der Krankheit befallen wird, sieht schlagartig nur noch ein weißes, gleißendes Licht. Es scheint fast so, als sei man von einer dichten, undurchdringlichen Nebelwand umgeben, die alles in sich aufsaugt. Zu den ersten Infizierten zählt auch ein Augenarzt (Mark Ruffalo), der einen jungen Mann (Yusuke Iseya) mit jenem mysteriösen Leiden behandelte und sich dabei – ohne es zu ahnen – vermutlich selbst infizierte. Nur seine Frau (Julianne Moore) scheint gegen die „Weiße Blindheit“ immun zu sein. Als die Regierung beschließt, die Erkrankten in eine Quarantäne-Station zu internieren, täuscht sie vor, ebenfalls erblindet zu sein, um so bei ihrem Mann bleiben zu können.

Mit der Ankunft in dem gefängnisähnlichen, streng von der Außenwelt abgeschotteten Gebäudekomplex, der früher einmal als Psychiatrie genutzt wurde, nimmt der Horror seinen Lauf. Immer mehr Menschen werden in die kargen Unterkünfte gebracht, wo sich die Erkrankten in Gruppen zusammenschließen und die Spannungen allmählich unerträglich werden. Wie Saramago beschäftigt sich auch Meirelles vorrangig mit dem Zerfall einer scheinbar zivilisierten Gesellschaft und dem Ausbruch von Anarchie und Chaos. Frei nach Thomas Hobbes konfrontieren die Geschehnisse in der Anstalt den Menschen mit einem unbarmherzigen Naturzustand, der immer dann aufbricht, wenn jede ordnende Instanz versagt oder ausfällt – aus welchen Gründen auch immer.

Die meiste Zeit über konzentriert sich die Handlung auf die beschränkten Räumlichkeiten der Quarantäne-Station, wo der Verlust von zivilisatorischen Spielregeln wie in einem Laborexperiment bestaunt werden kann. So entwickelt sich aus einem Streit über die gerechte Verteilung der rationierten Mahlzeiten alsbald ein gewalttätiger Machtkampf zwischen dem selbsternannten „König von Block 3“ (Gael Garcia Bernal) und der Gruppe um das Arzt-Ehepaar. Als Gegenleistung für Essensrationen sollen sich die Frauen prostituieren. Die Situation eskaliert, bis sich schließlich niemand vor dem anderen mehr sicher fühlen kann.

Es ist zugegeben harter Tobak, den uns Meirelles hier präsentiert. Sein Film, der in gewisser Hinsicht dem dystopischen Children of Men sowie dem deutschen Arthaus-Thriller Das Experiment ähnelt, verweigert einem als Zuschauer konsequent die für das Suspense-Kino charakteristischen Spannungselemente. Für Meirelles hat die Sezierung einer sozialen Ausnahmesituation, die zudem existenzielle Fragen unserer Zeit verhandelt, oberste Priorität. Eher quälend und zermürbend als schweißtreibend und spannend ist vieles von dem, was hier im Laufe von 120 Minuten auf den Zuschauer einströmt. Gerade im Mittelteil scheint der Film mitunter auf der Stelle zu treten. Langeweile und Gleichgültigkeit gegenüber dem, was sich dort vor unseren Augen abspielt, dürfte sich bei nicht wenigen Zuschauern einstellen – sicherlich nicht ganz zu Unrecht.

So zeigen sich die Schwachstellen der zunehmend monotonen Dramaturgie insbesondere bei einem direkten Vergleich mit dem bereits genannten Children of Men oder Danny Boyles Endzeit-Schocker 28 Days later. Von denen leiht sich Die Stadt der Blinden nämlich nicht nur die Bilder menschenleerer, verwüsteter Straßen aus, auch die Stimmung ist ähnlich düster und deprimierend. Wurde man bei Cuarón und Boyle allerdings in das Geschehen förmlich hineingesogen, sei es, weil die dynamische Handkamera nichts anderes zuließ oder man sich mit dem Helden identifizierte, gelingt es Meirelles nie, die Distanz zwischen Leinwand und Publikum gänzlich zu überbrücken. Und das, obwohl Julianne Moore als moderne Cassandra einmal mehr einen starken Eindruck hinterlässt. Wie schon im Roman von Saramago bleiben sämtliche Akteure namenlose Archetypen (die Frau mit der Sonnenbrille, der Mann mit der Augenklappe, der „König von Block 3“ etc.).

Bereits mit City of God bewies Meirelles sein Gespür für elegante Bilder. Auch Die Stadt der Blinden besticht mit einer strengen Komposition, die die Isolation und Erkrankung der Internierten erfahrbar machen soll. Dabei dominiert ein klinisches Weiß das von Beginn an erkennbar kühle Set-Design. Das Wechselspiel zwischen verschwommenen und überbelichteten Aufnahmen ist zwar hübsch anzusehen, für die uninteressanten Charaktere und das Spannungsdefizit vermag es jedoch nicht zu entschädigen.

Für BlairWitch.de.

Donnerstag, Oktober 16, 2008

Hellboy 2 - Die goldene Armee


USA 2008

+++

Der gehörnte rote Katzenfreund mit einer Schwäche für Schokoriegel ist wieder da. Guillermo del Toros Fortsetzung bietet opulentes Fantasy-Kino, bei dem die Schauwerte die Story bisweilen in den Schatten stellen. Um ins Höllenreich zu gelangen, einfach hier klicken (Ihr werdet weitergeleitet zu evolver).

Donnerstag, Oktober 09, 2008

Das House Bunny - Eine Frau sieht Rosa


USA 2008

+1/2

In dieser reichlich pubertären Klamotte muß ein Playboy-Häschen erfahren, was es heißt, älter zu werden. Dem Auszug aus dem Playboy Mansion folgt der Einzug in das Verbindungshaus einer frustrierten Studentengruppe. Das Ergebnis: der ultimative Horrorfilm in Rosarot. Auf rosa High Heels geht's auch weiter bei evolver.

Dienstag, Oktober 07, 2008

Anonyma - Eine Frau in Berlin


D 2008

++1/2

Über die vorwiegend während der letzten Kriegstage verübten Verbrechen der Roten Armee an der deutschen Zivilbevölkerung wurde lange Zeit der Mantel des Schweigens gelegt. Insbesondere die Vergewaltigungen waren ein gesellschaftliches Tabu. Mit diesem brach Ende der 50er Jahre eine Berliner Journalistin, die das Erlebte bereits zu Kriegszeiten niederschrieb. Regisseur Max Färberböck (Aimée & Jaguar) versammelte ein namhaftes Ensemble deutscher und russischer Schauspieler für die filmische Rekonstruktion jener Ereignisse. Seine Umsetzung vermeidet einfache Schuldzuweisungen ebenso wie das Denken in Gut-Böse-Rastern. Der episodische Charakter sorgt allerdings zeitweilig für Verwirrung.

Filmkritik:

Im Frühjahr 1945 kehrt der Krieg an den Ort zurück, an dem er einst von Hitler und seinen Getreuen geplant wurde: Berlin. Die Stadt, die das neue Germania werden sollte, steht unter heftigem Artilleriebeschuss. Jede Nacht fliegen alliierte Bomber ihre Angriffe auf die Reichshauptstadt. In dieser verzweifelten Lage suchen die Menschen Schutz in den Kellern ihrer zerstörten Wohnhäuser. Einer von ihnen ist die knapp dreißigjährige Anonyma (Nina Hoss). Obwohl es ihre Geschichte ist, die der neue Film von Max Färberböck basierend auf historisch verbürgten Tagebuchaufzeichnungen erzählt, steht ihr Schicksal doch stellvertretend für Hunderttausende von Frauen, denen Ähnliches widerfahren ist. Die bis zu ihrem Tod anonym gebliebene Autorin brach Ende der 50er Jahre ein gesellschaftliches Tabu. Sie beschrieb als Erste die Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Soldaten der Roten Armee.

Während ihr Lebensgefährte Gerd (August Diehl) bereits an die Ostfront beordert wurde, kämpft sie im halb zerstörten Berlin ums Überleben. Unterstützung und Zuspruch erfährt sie dabei innerhalb der Hausgemeinschaft. Weil sie nicht wie die anderen Frauen in ständiger Angst vor einer Vergewaltigung leben will, sucht sie sich einen Beschützer – auf russischer Seite. Der gestandene, zurückhaltende Offizier Andrej (Evgeny Sidikhin) scheint ihre Avancen zu erwidern. Mit jeder Intimität, die beide austauschen, wandelt sich die anfängliche Unsicherheit in echte Zuneigung. Und auch wenn keiner von Liebe sprechen will, lassen sich die Gefühle für den anderen irgendwann nicht länger verbergen.

Nach Aimée & Jaguar wagte sich Max Färberböck erneut an eine historische Kontroverse. Die unzähligen Vergewaltigungen der letzten Kriegstage, das Leid der vor allem ostdeutschen Frauen, all das wurde lange Zeit tot geschwiegen, sei es aus Scham, sei es, weil die eigene Schuld einer Aufarbeitung im Wege stand. Nun also, knapp fünf Jahrzehnte nach der ersten Veröffentlichung der Tagebuchaufzeichnungen, versucht sich eine Kinoproduktion an der filmischen Rekonstruktion. Aus der Perspektive der Anonyma, dieser bewundernswert starken und zugleich auch immer etwas unsicheren Persönlichkeit, blickt man als Zuschauer auf eine ideologisch wie emotionale Demarkationslinie. Auf beiden Seiten sitzen die Vorurteile tief. Die einen fürchten sich vor dem bösen, ungebildeten Russen, die anderen erwarten wiederum auf den fanatischen, zu allem Entschlossenen Nazi zu treffen.

In den letzten Kriegstagen fällt auf die deutschen Frauen das Leid zurück, für das sich im Grunde ihre Männer zu verantworten gehabt hätten. Färberböck und seine Co-Autorin Catharina Schuchmann vermeiden es in diesem Zusammenhang wohlweißlich, eine schematische Opfergeschichte zu erzählen. Unterstützt von einem durchweg erstklassigen Ensemble – darunter die Fassbinder-Actrice Irm Herrmann, die junge Sandra Hüller und der russische Kinostar Evgeny Sidikhin – fungiert eine abermals souverän aufspielende Nina Hoss als ambivalenter Fixpunkt. Der Film weicht unbequemen Fragen keineswegs aus. So muss sich die gelernte Journalistin auch ihrer eigenen Verantwortung stellen.

Obgleich der Film die meiste Zeit auf die Annäherung zwischen den Kriegsgegnern verwendet und Deutsche wie Russen später sogar das Ende des Krieges gemeinsam feiern, bleibt die Stimmung bis zuletzt merklich angespannt. Die tonalen Verschiebungen von einer Szene zur nächsten sind mitunter gravierend. Jederzeit, so hat es den Anschein, kann die Situation weitere Opfer fordern. Dass dabei die von Anonyma erlebten und beobachteten Vergewaltigungen zunehmend in den Hintergrund treten, überrascht schon. Verwundert darf man zudem feststellen, dass sich die ersten rund 90 Minuten des Films auf nur wenige Tage beziehen. Die episodische Erzählstruktur suggeriert dagegen, dass wir es mit einer weitaus längeren Zeitspanne zu tun haben müssen. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, die einzelnen Tage mittels einer Einblendung exakt voneinander abzugrenzen und so für mehr Klarheit zu sorgen.

Für Programmkino.de.

Donnerstag, Oktober 02, 2008

Young@Heart - Forever Young


GB 2007

+++

Ein Senioren-Chor interpretiert Rock- und Pop-Nummern von The Clash bis David Bowie und feiert damit auf beiden Seiten des Atlantiks beachtliche Erfolge. Die Musik-Doku Young@Heart bringt uns die Protagonisten dieses ungewöhnlichen Projekts näher. Weiter geht's auf den Seiten von Critic.de.