Dienstag, Juni 23, 2009

Flash of Genius - Davids Dilemma


USA 2008

++1/2

Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Flash of Genius von dem zermürbenden Kampf eines Erfinders und Universitätsprofessors gegen den mächtigen Ford Motor-Konzern. Bob Kearns (1927-2005) entwickelte Ende der 1960er Jahre den Intervall-Scheibenwischer, der heutzutage zur Grundausstattung jedes Autos gehört. Der etwas zu brav inszenierte Film lebt vornehmlich von der glaubhaften Darstellung Greg Kinnears und der Widersprüchlichkeit seiner Hauptfigur.

Filmkritik:

Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich sehr nahe beieinander. Diese recht triviale Erkenntnis wird auch durch die wahre Geschichte des Bob Kearns (Greg Kinnear) wieder einmal belegt. Der engagierte Universitätsprofessor und Hobby-Tüftler versetzt Ende der 1960er Jahre mit seiner Erfindung des Intervall-Scheibenwischers die Entwickler der großen amerikanischen Autokonzerne in Staunen. Ihm gelingt, was Ford, GM und Chrysler trotz millionenschwerer Forschungs-Etats bis dahin nicht zu Stande brachten. Als Bob glaubt, seine Erfindung werde ihm Anerkennung und seiner Familie ein zumindest finanziell sorgenfreies Leben bescheren, erliegt er einem Irrtum. Nur wenig später zieht sich Ford ohne Angabe von Gründen aus dem gemeinsamen Projekt zurück. Bobs Enttäuschung hat sich noch nicht ganz gelegt, da muss er mitansehen, wie Ford den neuen Mustang mit dem von ihn entwickelten Intervall-Scheibenwischer der Öffentlichkeit vorstellt.

Wo andere vor der Macht des Giganten aus Detroit längst kapitulieren hätten, entscheidet sich Bob zu kämpfen. Er will, dass die Öffentlichkeit erfährt, dass Ford sein geistiges Eigentum gestohlen hat. Für diese Wahrheit ist er sogar bereit, großzügige Offerten von am Ende mehreren Millionen Dollar auszuschlagen. Er lässt es auf einen Prozess ankommen – mit ungewissem Ausgang. Sein über zwei Jahrzehnte andauernder Kampf für Gerechtigkeit droht unterdessen sein gesamtes Leben zu zerstören. So verbringt er nach einem Nervenzusammenbruch nicht nur einige Zeit in einer psychiatrischen Anstalt, auch seine Frau Phyllis (Lauren Graham) trennt sich von ihm, da sie für Bobs verbissen geführten „Kreuzzug“ keine Kraft mehr aufbringen will und kann.

In seinem ersten Spielfilm erzählt der bislang als Produzent in Erscheinung getretene Marc Abraham (Spy Game, Children of Men) eine geradezu klassische David-gegen-Goliath-Geschichte. Obwohl Bob unserem Empfinden nach jedes Recht der Welt auf seiner Seite hat, scheint sein Ansinnen angesichts der finanziellen wie personellen Ressourcen des Gegners doch nahezu aussichtslos. Interessant ist, dass der Film, der zweifellos eindeutig Partei ergreift, seinen Don Quijote keineswegs idealisiert. Bob war ein schwieriger Charakter, bisweilen regelrecht verbohrt in seinem Streben nach Anerkennung und Gerechtigkeit. Und genau so portraitieren ihn Abraham und Drehbuchautor Philip Railsback. Über Bobs Kompromisslosigkeit mag manch einer gar den Kopf schütteln, wenn dieser wieder einmal ein millionenschweres Angebot des Autoriesen ausschlägt, das seine Familie finanziell abgesichert hätte.

In der Vergangenheit arbeitete Greg Kinnear oftmals Stars wie Jack Nicholson oder Pierce Brosnan zu, in deren Schatten er sich dann bewegte. Flash of Genius bot ihm endlich Gelegenheit, einmal eine komplexe, schwierige Hauptrolle selbst auszufüllen. Kinnear ist es dann auch, der den in seiner Dramaturgie und Konzeption recht zahmen Film vor Schlimmerem bewahrt. In seiner Darstellung des passionierten Erfinders Bob Kearns werden sowohl dessen innere Unruhe als auch Anspannung sichtbar. Manchmal ist er voller Tatkraft und Energie, dann wieder wirkt er ausgebrannt und leer. Dieses emotionale Auf und Ab vermittelt Kinnear über wenige, im ersten Moment recht unscheinbare Gesten und Blicke. Er ist darüber hinaus ein Schauspieler, der die eigene Eitelkeit mit Beginn einer Aufnahme problemlos zurückstellen kann.

Ansonsten hat Flash of Genius leider nicht wirklich viel (Neues) zu bieten. Die guten Absichten sind zwar jederzeit unverkennbar, allein das nützt wenig, wenn selbst die als Klimax inszenierte Gerichtsverhandlung sich nur allzu brav in das erprobte Schema vergleichbarer David-gegen-Goliath-Dramen wie Erin Brokovich oder Insider einfügt. Abrahams Regiedebüt mangelt es somit vor allem an Eigenständigkeit und Wagemut. Beides Dinge, für die Bob Kearns Zeit seines Lebens stand.

Für Programmkino.de.